Über das Loslassen…

Über das Loslassen…

Dürfen hochbegabte und/oder hochsensible Kinder und Jugendliche ihre eigenen Fehler machen um an ihnen zu wachsen?

Eltern von hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindern und Jugendlichen brauchen besonders viel Mut. Den Mut, loszulassen! Dazu brauchen sie Wissen. Das Wissen, wann und wieviel sie loslassen können.

Als Eltern von hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindern und Jugendlichen ist man vorausschauend und sieht die möglichen Probleme auf einen zukommen.

  • Mein Kind soll es besser haben!
  • Das tut meinem Kind nicht gut!
  • Es soll nicht meine Fehler machen!
  • Mein Kind soll gut in der Schule sein!
  • Mein Kind soll glücklich sein!

Dies sind wohl Gedanken, mit denen sich die meisten Eltern herumschlagen.

Was ist das Besondere in Familien mit hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindern und Jugendlichen?

Das Besondere in Familien mit hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindern und Jugendlichen ist, dass diese Kinder meist das Loslassen schon viel früher von den Eltern einfordern. Dazu seid Ihr als Eltern größtenteils noch nicht bereit. Das macht zu Recht Angst! Und es erfordert Mut und Vertrauen in eure hochbegabten und/oder hochsensiblen Kinder und Jugendliche.

Hochbegabte sind kognitiv ihren Gleichaltrigen um Jahre voraus! Daher ist es nicht verwunderlich, dass beispielsweise ein 13 jähriges Kind wie ein 16 jähriges behandelt werden möchte.

Euch als Eltern stellt das vor die Aufgabe, es so zu akzeptieren und so zu handeln. Gleichzeitig aber habt ihr die gesetzlichen Bestimmungen im Nacken und viele Dinge dürfen noch nicht erlaubt werden. Einige Dinge möchtet Ihr auch nicht erlauben, weil Ihr es selbst als Kind nicht getan habt oder weil man das einfach nicht macht.

Dieses Wollen und nicht Dürfen, führt nicht selten zu Konflikten innerhalb der Familie. Hier seid ihr als Eltern gefragt, „alte“, „feste“ Regeln neu zu überdenken. Sind diese noch zeit- und altersgemäß? Wo könnt Ihr den Mut aufbringen und loslassen? Gibt es Regeln, die nur aufgestellt wurden, weil ihr es als Kinder ebenso erfahren habt?

Eltern sind häufig der Meinung: Wir kennen den „richtigen Weg“ für unser Kind!

  • Kennt Ihr den Weg wirklich?
  • Dürfen Eltern über die Zukunft ihrer Kinder entscheiden?
  • Haben Eltern die Aufgabe, ihre Kinder nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen zu formen?

Oder haben unsere Kinder das Recht,

  • eigene Fehler zu machen?
  • auch mal keine Leistung zu erbringen?
  • sich in ihrer individuellen Geschwindigkeit zu entwickeln?

Ich beantworte die Fragen mit „Jein“.

Kennt Ihr den Weg so genau?

Ja, Eltern kennen ihre Kinder am besten und Nein, Eltern sollten ganz genau zuhören, ihre hochbegabten und/oder hochsensiblen Kinder und Jugendliche ernst nehmen und darin bestärken, ihre Wünsche und Bedürfnisse frei zu äußern.

Dürfen Eltern über die Zukunft ihrer Kinder entscheiden?

Ja, Eltern sollten einen Weg für die Zukunft aufzeigen, aber den Blick für Alternativen freilassen. Es gibt zwischen Abitur und Schulabbruch viele Möglichkeiten, die ein gutes, erfülltes Leben ermöglichen.

Elternaufgabe ist hier, diese Möglichkeiten zu kennen und eurem Kind so viel Liebe und Verständnis entgegenzubringen, um Umwege und Sackgassen im Lebenslauf eures Kindes in Kauf zu nehmen. Ausprobieren zulassen heißt es, und nicht einfach die Lösung zu präsentieren oder gar durchsetzen zu wollen.

Haben hochbegabte und/oder hochsensible Kinder und Jugendliche das Recht, ihren eigenen Weg zu gehen?

Ja, Kinder haben das Recht, nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu leben und Nein, es gibt Grenzen. Eltern müssen erkennen, wenn es zu echten Problemen kommt, d. h. wenn es für das Kind gefährlich wird. In diesem Fall sollten Eltern gezielt eingreifen.

Dürfen hochbegabte und/oder hochsensible Kinder und Jugendliche ihre eigenen Fehler machen, um an ihnen zu wachsen?

Ja, hochbegabte und/oder hochsensible Kinder und Jugendliche dürfen Fehler machen, genau wie ihr Erwachsene Fehler machen dürft. Aus Fehlern lernt man. Niemand ist unfehlbar.

Elternaufgabe ist es, zu lehren, wie man aus den Fehlern lernen kann. Zeigt euren Kindern, dass auch ihr Fehler macht und wie ihr aus diesen lernt bzw. gelernt habt.

Dürfen hochbegabte und/oder hochsensible Kinder und Jugendliche keine Leistung erbringen?

Ja, hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindern und Jugendlichen ist es erlaubt, keine Leistung zu erbringen. Sie dürfen sich dem Nichtstun hingeben und sie dürfen die Notenskala ausnutzen, wie jedes andere Schulkind auch. Sie müssen keine 6 Sprachen beherrschen und auch kein Mathegenie sein.

Elternaufgabe: Es geht darum, hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindern und Jugendlichen eine glückliche und zufriedene Kindheit und Jugend zu ermöglichen. Das erreicht man u. a. durch Mitgabe von Sozialkompetenzen im Umgang mit anderen. Fühlt sich das hochbegabte und/oder hochsensible Kind wohl in seiner Umgebung, dann kommt Leistung meist von ganz alleine, und das viel nachhaltiger und stressfreier als jede zwanghafte Förderung. Hochbegabte und/oder hochsensible Kinder und Jugendliche lernen freiwillig gerne und viel. Wenn sie von Euch mehr Input fordern, dann gebt ihnen das, was sie brauchen.
Abwarten, Geduld haben und Druck rausnehmen – so schwer es auch fällt!

Dürfen sich hochbegabte und/oder hochsensible Kinder und Jugendliche in ihrer individuellen Geschwindigkeit entwickeln?

Ja, das dürfen sie und das tun sie auch. Da kann man nicht eingreifen. Entwicklung geschieht nach festen Abläufen. Hochbegabte und/oder hochsensible Kinder und Jugendliche entwickeln sich meist asynchron, das heißt, dass die intellektuelle Entwicklung von hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindern und Jugendlichen oft schneller verläuft als die emotionale und die motorische Entwicklung. Das kann dazu führen, dass einen die noch kindlichen Züge in Erstaunen versetzen, weil man das Kind in der Regel oft schon als reifer wahrnimmt.

Elternaufgabe: Dies müsst ihr als Eltern wissen und den Spagat beherrschen: Das Kind reagiert oft schon erwachsen und in einer anderen Situation benimmt es sich wie ein Kind. Das zu begreifen und in jedem Moment richtig zu reagieren ist schwer. Und wenn es für euch schon schwer ist, wie ergeht es dann erst Menschen, die nicht täglich mit Hochbegabung und Hochsensibilität in Berührung kommen?

Wie kann ich euch als Eltern helfen?

Es gilt zu erforschen:

  • Wie kann ich als Elternteil loslassen?
  • Wo liegen die Bedürfnisse eures hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindes?
  • Wie mache ich meinem Kind Mut, seinen eigenen Weg zu gehen?
  • Was kann ich tun, wenn mein hochbegabte und/oder hochsensibles Kinder gefordert werden will?
  • Wo finde ich die richtigen Ansprechpartner (Mentoren, Freizeitaktivitäten usw.) ?
  • Wie bleibe ich mit hochbegabten und/oder hochsensiblen Kindern und Jugendlichen im Gespräch?
  • Welche Möglichkeiten gibt es bei Schul- oder Kindergarten Problemen?
  • Wie kann ich anderen Bezugspersonen das Thema Hochbegabung und Hochsensibilität erklären?
  • Was bedeutet es, sich mit asynchroner Entwicklung zu arrangieren?
  • Wie löse ich festgefahrene familiäre Streitigkeiten?

Beratung für hochbegabte & hochsensible Kinder – Rhönforscher (rhoenforscher.de)

Kommentare

Schreibe einen Kommentar